Gesundheitsinnovation: Ideen crowdsourcen für eine bessere Zukunft

Kunde: Future Health Lab GmbH

CiMo Partner: 1000×1000 Crowdfunding GmbH (ISN GmbH / Crowd in Motion EDIH)

Herausforderung

Das österreichische Gesundheitssystem ist komplex und geprägt von unterschiedlichen Zuständigkeiten und teilweise widersprücklichen Interessen. Zentrale Akteur:innen, darunter Bund, Länder und Sozialversicherungsträger, arbeiten an strategischen gesundheitspolitischen Zielen wie dem Ansatz „digital vor ambulant vor stationär“. Jedoch fehlt es an Beteiligung der Bürger:innen bei gesundheitsbezogenen Entscheidungen, die vorwiegend von Expert:innen getroffen werden. Diese Lücke behindert die Entwicklung patientenorientierter Lösungen und schränkt das Innovationspotenzial aus der Bevölkerung ein. Die Herausforderung bestand darin, eine Plattform zu schaffen, die gezielten Dialog und sektorenübergreifenden Austausch ermöglicht und Bürger:innen befähigt, zur Gesundheitsinnovation beizutragen.

Methode

Das Projekt wurde mittels eines strukturierten Ansatzes umgesetzt, der digitale, hybride und kollaborative Elemente kombinierte. Das Future Health Lab (FHL) startete eine Online-Ideen-Kampagne, um innovative Ideen aus der Öffentlichkeit zu sammeln. Die Kampagne umfasste folgende Schlüsselschritte:

  • Festlegung des Beteiligungsprozesses: Das FHL definierte den thematischen Fokus und identifizierte die Zielgruppe. Dies beinhaltete die Festlegung von Zielen, Umfang der Kampagne und Bewertungskriterien für die Ideen.
  • Bewerbung der Kampagne: Die Kampagne wurde über verschiedene Kanäle beworben, darunter Social Media, Newsletter und Partnerschaften mit zentralen Stakeholdern. Das FHL bezog auch sogenannte Lead User aktiv ein, die über die Kampagne informiert und zur Teilnahme motiviert wurden.
  • Unterstützung der Teilnehmer:innen: Das FHL stellte Leitlinien und Unterstützung für Teilnehmer:innen bereit, um den Einreichungsprozess und die Bewertung nachvollziehbar zu machen. Dazu zählten Workshops sowie digitale Ressourcen.
  • Ideenbewertung: Die eingereichten Ideen wurden von einer Expert:innenjury anhand vordefinierter Kriterien wie Innovationsgrad, Umsetzbarkeit und Wirkung bewertet. Die Jury setzte sich aus Vertreter:innen des öffentlichen und privaten Sektors sowie der Wissenschaft zusammen.
  • Auswahl der Siegerideen: Die besten Ideen wurden ausgewählt, ausgezeichnet und bei ihrer Weiterentwicklung unterstützt. Zu den Gewinnerideen zählten ein digitales Medikamentenverblisterungssystem, eine Wartezeit-Countdown-App und ein mehrsprachiges Unterstützungssystem für die Gesundheitshotline 1450.
  • Follow-Up-Aktivitäten: Das FHL plante weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Siegerideen, darunter Netzwerkveranstaltungen, Workshops und Zugang zu Ressourcen und Fachwissen.

Zur Umsetzung wurden digitale Tools und Plattformen genutzt, um den Beteiligungsprozess niederschwellig und inklusiv zu gestalten. Der hybride Ansatz ermöglichte sowohl Online- als auch Vor-Ort-Beteiligung, wodurch Reichweite und Wirkung der Kampagne maximiert wurden. Die Zusammenarbeit mit zentralen Partnern förderte das Gemeinschaftsgefühl und die geteilte Verantwortung im Innovationsprozess.

Ergebnisse

Die Kampagne brachte eine Vielzahl an innovativen Ideen hervor, die unterschiedliche Aspekte des Gesundheitssystems adressierten. Vier Gewinnerideen wurden ausgewählt, ausgezeichnet und bei der Weiterentwicklung unterstützt. Darunter:

  • Medikamentenverblisterung: Ein digitales System zur sicheren Medikamenteneinnahme für ältere Menschen, das Fehler reduziert und pflegende Angehörige entlastet. Die IT-gestützte Lösung ermöglicht eine unabhängige Einnahme und inkludiert ELGA-Zugriff für Notfälle sowie Erkenntnisse aus der stationären Pflege. Ein Pilotprojekt in der mobilen Pflege wird aktuell im Rahmen von Bachelor- und Masterarbeiten umgesetzt.
  • Wartezeit-Countdown-App: Eine App, die Patient:innen Echtzeit-Informationen zu Wartezeiten liefert, um Besuche besser planen zu können.
  • Sprachvielfalt bei 1450: Ein mehrsprachiges Unterstützungssystem für die Gesundheitshotline 1450, um diese für vielfältige Bevölkerungsgruppen zugänglicher zu machen.
  • Innovativste Idee: Eine besonders kreative Lösung für eine spezifische Herausforderung im Gesundheitssystem.

Darüber hinaus lieferte die Kampagne wertvolle Einblicke in die Bereitschaft der Öffentlichkeit, sich an Gesundheitsinnovationen zu beteiligen. Die Zusammenarbeit mit der Community stärkte das Vertrauen und förderte ein Gefühl von Mitverantwortung. Das FHL konnte sich als Vorreiter im Bereich digitaler Gesundheitsinnovationen positionieren und neue Partnerschaften sowie Finanzierungsmöglichkeiten gewinnen. Der Erfolg der Kampagne ebnete den Weg für weitere Projekte, die bürgerschaftliche Beteiligung in die Gesundheitspolitik und -praxis integrieren. Die Plattform ermöglichte gezielten Dialog und sektorenübergreifenden Austausch zur Entwicklung innovativer Lösungen. Obwohl die Teilnahme selektiv war, waren die Beiträge qualitativ hochwertig und praxisnah, was das Potenzial für weitere regionale Innovationsprozesse unterstreicht.

Feierliche Preisverleihung der Innovation Challenge des Future Health Lab. Gewinner Paul (Mitte) erhält seinen Preis für die innovativste Idee „Länger allein zu Hause mit Medikamentenblistern“ von Romana Ruda (Mitte), Geschäftsführerin des Future Health Lab, und einem Jury-Vertreter (rechts). Die Veranstaltung unterstreicht die Bedeutung von Bürgerbeteiligung und Innovation im Gesundheitswesen.